Bilder und Worte
Donnerstag, 25. Februar 2010
Housing
shinayne | 25. Februar 10 | Topic 'Spiele'
Auch Weltenretter brauchen ein Zuhause.

Als Housing bezeichnet man ein Spielelement, dass meistens im Bereich der RPGs angesiedelt ist. Hier hat die Spielfigur ein richtiges Zuhause. Ein Gebiet auf der Karte, ein Haus, ein Lagerplatz oder sogar ein großer Turm, in das er immer zurückkehren kann.

Diese Orten haben meist wenig praktischen Nutzen und gehören damit in die etwas verschrieenen Elemente der Spielelandschaft, immerhin führen sie nicht dazu, dass ich noch größere Löcher in meine Gegner reiße, meistens jedenfalls nicht.

Aber gerade RPGs gehen immer mehr auf die erzählerische Schiene, auch im Besonderen auf die Darstellung der Hauptfigur, jenem hauptberuflichen Löcher-in-Gegner-reißer, der jeden Morgen vor dem Kaffee die Welt retten muss, aber essen, schlafen und aufs Klo gehen, dass muss er nicht.
Und das auch aus gutem Grund, denn das sind die Dinge, mit denen ich mich im Spiel auch nicht beschäftigen will, weil das Retten der Welt einfach interessanter ist.

Aber ein solches Zuhause schafft einfach eine Umwelt über das Spiel hinaus, und gibt einem das Gefühl, dass der Held eine richtige Person ist, die auch irgendwo ein Bett hat, in das er gerne zurück will, wie wir alle. Und das ist einfach identifikationstiftend, und ich muss mich trotzdem nicht damit befassen, aber ich kann mich freuen, dass der Avatar über meine Einwirkung hinaus eine Geschichte haben könnte, die auch in der Welt weitergeht, die ich ja mühsam gerettet hab.

Aber ich hab noch in keinem Spiel ein solches "Heldenhaus" gesehen, dass tatsächlich auch ein Klo hatte, wie mir gerade auffällt.

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Dienstag, 9. Februar 2010
Tipp oder Stirb
shinayne | 09. Februar 10 | Topic 'Spiele'
Ist wohl ein bischen älter, aber trotzdem toll.
Für jeden, der glaubt, ein Studium der Germanistik oder anderer Vielschreibberufe würde nicht helfen, wenn die Zombie-Apokalypse doch endlich mal kommt.

Tipp oder stirb!

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Montag, 8. Februar 2010
LotRO
shinayne | 08. Februar 10 | Topic 'Spiele'
Also:

Ein Spiel, in dem man, nachdem man aus einem Fass getrunken hat, ohne Hose auf der Wetterspitze aufwacht, kann einfach nicht schlecht sein.

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Freitag, 22. Januar 2010
Enthauptungen und Unterwäsche
shinayne | 22. Januar 10 | Topic 'Spiele'
Dragon Age: Oranges, äh, Origins.
Ich habs zum Geburtstag bekommen, gespielt, mehr als 60 Stunden zum Ende durch, und nach den Credits gleich wieder von vorne angefangen.
Es gab bisher nur ein anderes Spiel, mit dem ich das gemacht habe, und das war Baldurs Gate. Ja, der erste Teil.
Ok, ich denke, es ist jetzt offiziell:
Ich bin ein Bioware-fangirl.
Deswegen fühl ich mich auch immer wie jemand, der in jeder Suppe ein Haar sucht, wenn ich mich dazu kritisch äußere.
Aber auch wenn Bioware seine neuen Projekte bei mir mit einem Engelschor samt fliegendem Stern ankündigt, gibt es doch Dinge, die mich stutzig machen.

Da ist die Sache mit der Gewalt. DA:O will ja ein erwachsenes Rollenspiel sein, und das geht nun mal mit Splatter einher. Und da ist ja nun auch nichts falsches dran. Es gibt jede Menge Blut, abgetrennte Teile von anderen Leuten und unglaublich epische fatalities in Zeitlupe.
(Sollte mal einer von euch einen Oger im Nahkampf töten, scrollt ran!)
Nun bin ich also der große Held, stecke dem Darkspawn-gesocks mein Schwert ins Gesicht und seh danach aus, als wär ich unter der Blut-Sprenkelanlage durchgegangen, und was mach ich beim Sex? Klar, ich lass die Unterwäsche an.
Das war dann doch der Punkt, wo mein ansonsten so entzückter Kopf die Tastatur traf.
Nicht nur, dass die Unterwäsche in dieser Welt unglaublich hässlich ist, nein, sie lassen die echt an!

Scrollen wir einmal zurück:
Mass Effect, damals. Ein Spiel, das wegen einer einzigen Szene von manchen Kritikern als „spielbarer Porno“ bezeichnet wurde. Eine Szene, die man wohlgemerkt nur findet, wenn man in den Dialogen entsprechend baggert, was vermutlich die wenigsten getan haben werden, *husthust*. Und dazu noch eine Szene, in der man weniger sieht als in den meisten Standard-Hollywood-„hier muss noch Sex rein“-Filmen. Aber sie ist einfach gut und geschmackvoll umgesetzt. Und sie haben keine Unterwäsche an!

Sex in Spielen ist eh schwierig, und inwiefern man das überhaupt braucht, ist noch mal eine andere Frage. Aber wir haben hier etwas, das noch ziemlich neu ist: Ein Spiel, nur für erwachsene. Und die Charaktere tun, was erwachsene so tun. Sie haben Sex und Gewalt.
Naja…
Wer kam eigentlich ursprünglich mal auf die Idee, Sex und Gewalt immer derart in einem Atemzug zu erwähnen? Is it just me, oder sind das nicht Gegenteile?
Aber egal, in spielen ist halt beides bööööse.
Vermutlich für die, die beides nicht kennen und vielleicht etwas komische Vorstellungen davon entwickelt haben, wie das nun zusammenhängt.

So böse, das selbst Bioware, die Gewalt in ihren Spielen haben, epische Geschichten und Charaktere, die besser sind, als in vielen Büchern, die mutig genug sind, Homosexualität (auch männliche!) zu thematisieren, sich nicht trauen, den Charakteren die Unterwäsche auszuziehen.

Mal ganz abgesehen davon, dass wie viel man sieht, oder auch nicht, immer von der Kamera abhängt, nicht vom Bekleidungsgrad. Mehr selektive Kamera, weniger Unterwäsche.
Das konnte schon Mass Effekt.

Die Gewalt kann bleiben, wie sie ist.

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Donnerstag, 21. Januar 2010
The Path
shinayne | 21. Januar 10 | Topic 'Spiele'
Medien sind Medien, und was ein Medium ist verbreitet Kunst, oder Geister, oder beides, richtig? Und Computerspiele sind ein Medium, oder werden jedenfalls immer mehr als solches beworben, von denen, die sie mögen.
Ob das jetzt im Einzelfall nun stimmen mag oder nicht, ich hatte eine Begegnung mit einem Spiel, das Kunst sein könnte, oder eben beides nicht.

The Path gibt es für 7,90 € auf Steam und ist das, was man ein Indie-Spiel nennt, glaube ich. Es ist eine Wohnzimmerproduktion von zwei Leuten, und reißt technisch weder Bäume noch Grafikkarten aus. Ok, die Technik ist nicht der Kunstaspekt, auf den ich hinaus will, wirklich nicht.

Die Kunst daran ist die Präsentation einer Geschichte, einer der einfachsten und doch (zumindest für mich) bedeutsamsten des Geschichtenfundus unserer Kultur: Das Märchen vom Rotkäppchen. Über dessen Geschichte, Überlieferung, Symbolik und Bedeutung kann man Bücher füllen, und hat das auch getan.

Und diese Geschichte soll nun erzählt werden, man spielt eine von sechs Rotkäppchen, die eben mit Wein und Kuchen zu Großmutter sollen. Do not leave the Path.
Jedes der sechs Mädchen hat eine ganz eigene Geschichte. Sie verlassen den Pfad, treffen vielleicht einen Wolf und landen am Ende in Großmutters Haus. Was auch sonst?

Jedes Mädchen hat einen eigenen Wolf, und die Hütte sieht jedes Mal anders aus, abhängig davon, was das Mädchen im Wald getrieben hat. Und dort gibt es, wenn man weiß, wie man sucht, viel zu finden. Nämlich genau die Dinge, die das Rotkäppchen charakterisieren, worüber man es kennenlernen kann, um es und vielleicht auch seinen Wolf zu verstehen.

Das wars auch schon, nur darum geht es.
Nun ist schon oft, und sehr schlüssig, argumentiert worden, es sei kein Spiel. Ist es auch eigentlich nicht. Es gibt keine Schwierigkeit, nichts, was man zu überwinden hätte, außer dem Hang, sich zu verlaufen. Es gibt keine Waffen und keinen Lebensbalken. Es gibt keine Kämpfe und keine Rätsel, außer halt der Geschichte selber.
Es gibt ein Inventar, aber da werden nur Symbole abgelegt.

Aber es ist eine Horrorgeschichte, denn der Wolf ist eine Bedrohung. Vielleicht.
Ich habe noch keinen Computergegner, und sei er noch so monströs, so sehr als Bedrohung empfunden wie die Darstellung dieser Wölfe, die meinem nicht vorhandenen Lebensbalken nichts anhaben könnten. Nur durch die Atmosphäre des Waldes, die Musik, und die Implikationen, die das Zusammentreffen mit ihnen für die Figuren hat. Und, soviel sei gespoilert, das Haus der Großmutter, wo man nach der Begegnung landet, ist schlimmer.

Wer Horrorgeschichten und abgefahrene Kunstprojekte mag, und über Geduld verfügt, sollte sich das vielleicht mal ansehen.

Was auch immer es ist. Es tatsächlich eine der besten Rotkäppchenumsetzungen, die ich kenne, und mit Abstand die interessanteste. Die Geschichte ist alt, das sind die besten, und es wird von einem neuen Medium erzählt, dass in solchen Dingen doch nicht so geübt ist, wie man denkt.
Es handelt von dem Märchen, von Menschen und vom Leben und beeinhaltet dabei eine sehr große Portion Selbstreferenz und Ironie, bei aller Ernsthaftigkeit.

Was es nun sein mag: Auf diese Weise hat mir noch nie jemand eine Geschichte erzählt.

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