Bilder und Worte
Mittwoch, 7. Juli 2010
Glühwürmchen
shinayne | 07. Juli 10
Das Potenzial der Entwicklung einer Zivilisation bemisst sich gut an ihrem Verhalten gegenüber Glühwürmchen.

Volk A:
"Oh, leuchtende Tiere! Lasst sie uns fangen und als Laternen benutzen!"
Diese Zivilisation wird groß werden. In ein paar Jahrhunderten gehört ihnen die Welt. Sie haben für jeden Rohstoff Verwendung, haben die klügsten Schiffe, die schönsten Waffen und blicken einer Zukunft entgegen, in der sie Sterne in ihren Laternen haben.

Volk B:
"Oh, leuchtende Punkte im Wald! Das müssen Feen sein!"
Diese wird vermutlich erst nur den Wald betreten, wenn es hell ist. Sie haben in ein paar hundert Jahren tausend Religionen, blicken zu den Sternen und beschließen, den Weltraum erst zu betreten, wenn er zumindest etwas besser beleuchtet ist.

Aber sie haben dann noch einen Wald...

Ich hoffe, dies ist nicht der erste Schritt zum Öko...
Aber Wälder voll mit Glühwürmchen sind wirklich schön. Und wenn die Natur was schönes macht, ist das kein Kitsch!

Permalink





Freitag, 2. Juli 2010
Odd one out
shinayne | 02. Juli 10
Betrachten wir doch mal gemeinsam dieses Bild:


Das kommt übrigens vom Gelände des Eidgenössischen Schützenfestes, und spiegelt auch meine Erfahrung mit Schützenvereinen, oder meinen Beschluss, keine WBK machen zu wollen.

Es mag vielleicht überraschen, aber eigentlich ist der Schützensport ein sehr stiller. Nagut, wenn man mal von gelegentlichen, nicht so leisen Treibladungsexplosionen absieht natürlich. Aber es ist einfach eine Sportart, die ungewöhnlich viel Konzentration erfordert, und darüber hinaus auch nicht ungefährlich ist, vor allem, wenn jemand nicht aufpasst.

Was wird also auf keiner Bahn geduldet, der Logik nach? Grölende, betrunkene Leute.

Schonmal so einen Schützenverein beobachtet?
Nagut, die sind auf der Schießbahn natürlich nicht betrunken, und grölen da auch nicht. Aber die Vereinskulturen, die ich so miterleben durfte (musste) drehen sich doch meistens eher um Bier und die resultierenden Lautstärke, zusammen mit wirklich abgefahrenen Trachten. Mit Troddeln dran.
(Uniformen sind prinzipiell cool. Aber es ist trotzdem eine Gratwanderung zwischen "hot as all hell" und lächerlich. Wenn man Troddeln verwendet, sollte man sehr genau auf diesen Grat achten!)

Aber es sind ja vielleicht nicht alle so... Naja, wie dem auch sei. Alkohol und Schusswaffen passen nicht zusammen. Und auf einem Schützenfest, sei es noch so Eidgenössisch, solche Bierwerbung zu machen, wird wohl auch in Zukunft niemanden davon überzeugen, dass dies eine normale Sportart ist, die genausoviel Achtung, Respekt und Förderung verdient wie das Laufen im Kreis für 42,195 km, oder was ähnliches.

Permalink





Mittwoch, 30. Juni 2010
Noch mehr kleine Unterschiede
shinayne | 30. Juni 10
Um eines meiner liebsten Doctor Who Zitate zu bringen:
"Something is wrong... something... fictional"

Wieviel Realität und wieviel Fiction ist eigentlich in den Medien?

Auch darum mag ich Computerspiele. Sie wissen immer selbst, was sie sind. Sie versuchen nicht, real zu sein, sie tun nie so, als würde ihrer Natur nach nicht schon immer ein Vorhang der Fiktionalität über allem liegen, und sei es sonst noch so "nach einer realen Begebenheit". Diesen Kommentar hab ich in Spielen glaub ich zwar noch nicht gesehen, aber trotzdem. So etwas kann einfach niemals versuchen, tatsächlich Realität vorzugaukeln.
Ich rede nicht von fehlender Immersion, sondern von dem Bewusstsein, das man immer hat, dass es eben Immersion ist.

Noch ein Zitat:
"Ask me what happens if you die in reality."
"What happens?"
"You die. Thats why its called reality, stupid!"

Wie zum Beispiel das Fernsehen. Klar, Spielfilme sind Fiktion, Nachrichten sind Realität, so ist es gedacht. Aber so eine Mischung tut dem Medium anscheinend nicht gut.
Und dann tun sich Sendungsformate auf, bei denen man nicht weiß, was sie sein wollen. Klar, Gerichtssendungen sind alle nachgespielt, aber hieß es nicht mal, die Skripte seien alle von realen Verhandlungen? Und diese Real-krimi-Fälle Sonntag abend? Die sind anscheinend wirklich passiert, und das keine Fälle von Nachbarschaftsstreit, das sind Fälle der schrecklichsten Verbrechen gegen wehrlose Menschen aller Geschlechter und Altersgruppen.
Angekündigt mit der tagline: "Die Realität ist spannender als jeder Film"
Die Realität ist spannend, weil in ihr Kinder gefoltert und ermordet werden? Aber ich schweife ab.
Diese Sendungen geben an, die Realität abzubilden. Und das ist in der Tat schwer zu hinterfragen, und schwer zu unterscheiden, weil das Fernsehen in unserer Wahrnehmung eben eine Mischform ist, der wir manchmal glauben dürfen, und manchmal nicht.

Wie jeder, der die Killerspieldebatte verfolgt, schon gemerkt hat: In einem Spiel ist es cool, mit einem cal.50 Scharschützengewehr auf einem Dach zu sitzen und Gegner in Ex-Gegner zu verwandeln. Kein Spieler leitet daraus ab, das wäre auch in der Realität eine gute Idee.
Normal funktionierende Menschen haben einen inneren Kompass, der anzeigt, wann etwas zur Realität gehört, und wann nicht. Das ist das eigene Magnetfeld der echten Welt, und das wird nicht verwechselt, niemals.

Aber warum werd ich dann das Gefühl nicht los, das Fernsehen würde versuchen, mit Magnetspulen an meinem Kompass rumzuspielen.

Cui bono?

Permalink





... ältere Einträge